Die Abschwörung
Abschwören - was ist das, wozu ist es gut?
Den meisten kommen wahrscheinlich aus einem christlichen Elternhaus. Andere haben sich später einer religiösen Gruppe angeschlossen. Möchte jemand die Glaubensgemeinschaft verlassen, so ist das für die meisten Menschen mit dem einfachen Kirchenaustritt abgeschlossen.

Manchmal reicht das einfach nicht. Kann sein, ich komme aus einer sehr stark im Glauben verwurzelten Familie, oder aus einer Gemeinschaft, bei der ich Schwüre auf meinen Glauben und Zugehörigkeit ablegen mußte, oder Rituale zur geistigen und emotionalen Bindung durchgeführt werden. Es reicht auch, daß ich einen Schlußstrich unter meine bisherige Glaubenssuche ziehen möchte, weil ich der Meinung bin, das Ziel gefunden zu haben.

In diesem Fall kann dem *alten* Glauben abgeschworen werden. Duch dieses Ritual werden geleistete Glaubensschwüre (wie z.B.: nur an einen Gott zu glauben) und Bindungsrituale der verlassenen Gemeinschaft aufgehoben. Dieses *Abschwören* ist besonders dann hilfreich, wenn ich mich durch geleistete Gelübbde an meine alte Glaubensgemeinschaft gebunden habe, und befürchte, daß die angedrohten Bestrafungen [im Sinn von Verfluchung - nicht Prügel ;o)] die dabei mit dem Verlassen der Gemeischaft verbunden wurden, eintreten.

ACHTUNG: Eine Durchführung dieses Ritus' ist nicht notwendig um am Sachsenthing teilzunehmen oder z.B.: Eldaringmitglied zu werden!!!

Was ist zu beachten?
Man sollte sich mit einem Vertreter der gewählten Religion ausführlich über das geplante Ritualund die eigenen Beweggründe für die Durchführung unterhalten. Es muß sich ein Vertrauensverhältnis bilden.
Falls der Religionsvertreter dem Abschwörenden aus irgend einem Grunde nicht gefällt, ist es angebracht, daß er sich so lange bei heidnischen Gruppen umsieht, bis er (s)eine Vertrauensperson gefunden hat. Dieses Vertrauen ist wichtig, denn der ganze Abschwörritualist eine sehr persönliche Sache und es dürfen dabei keine geistigen Abhängigkeiten des Abschwörenden zum Vertreter der Religion, zu einer Gruppe und zur dem heidnischen Glauben entstehen.

Denn: heidnische Religion bedeutet, Freiheit für sich selbst zu erleben und erfahren, selbst zu seinen Worten und Handlungen zu stehen und nicht sich durch ein Priestertum und eine Hierachie einzwängen zu lassen und seine Handlungen vorgeschrieben zu bekommen.

Wie läuft ein solches Ritual ab:
Die Abschwörung ist, wie oben bereits genannt, eine sehr persönliche Sache. Es gibt dafür keine Arbeitsanleitungen und Durchführungsprotokolle.
Jedes Ritual ist so einzigartig wie die Person, für die es durchgefürt wird.
Besonders beachtet werden muß der Wunsch des Abschwörenden nach durchführenden und teilnehmenden Personen - nimmt überhaupt von den Vertretern der heidnischen Gruppe jemand teil, ist er allein mit dem Gudija*, oder nehmen ausgewählte Personen seines Vertrauens (Zeugen der Abschwörung), bzw. die gesammte Gruppe teil?

Im nachfolgenden haben wir versucht die unserer Meinung nach notwendigen Grundsteine für ein Abschwörritual zusammenzufassen:

Beispiel einer Durchführung:
1. Der Gudija bespricht mit dem Abschwörenden nocheinmal intensiv die Beweggründe und die Zeremonie selbst.

2. Die Erdgeister und die Anwesenden des kleinen Volkes werden gebeten, daß man diesen Platz für diese Zeremonie benutzen darf und Ihnen werden als Geschenk kleine Opfer dargebracht (z.B. Süßes - Honig, Milch, Kekse).

3. Der Platz, an dem der Ritus stattfinden soll, wird mit Schnur und Stöcken umspannt.

4. Alle Asen und Vanen werden herbeigerufen, um bei dem Ritus als Zeugen beizuwohnen, die Teilnehmer vor bösen Mächten zu schützen und alle, vorallem aber den Abschwörenden, mit Ihrer Kraft zu unterstützen.
Besonders die Götter Saxnot, Thuner, Forseti und Wodan werden hierzu eingeladen.

5. Der Gudija zitiert folgenden Text (umgewandelter Text einer Abschwörungsformel** aus Albert Genrich, Die Altsachsen) in einzelnen Zeilen, die der Abschwörende wiederholt:

Ec forsaco allum (diaboles) uuercum and uuortum,
Jahwe ende Jehowa ende Allah ende Jesus ende
Satan and allum them unholdum the hira genotas sind

Übersetzt heißt dieser Text:

Ich schwöre ab allen (teuflischen) Werken und Worten,
Jahwe und Jehowa und Allah und Jesus und
Satan und all den Unholden, die Ihre Genossen sind***

6. Der Abschwörende überreicht den von ihm selbst im allgemeinen Futhark verfassten (oben genannten) Text dem Gudija, dieser verbrennt den ihn in einem zu Beginn entfachten Feuer und bittet die herbeigerufenen Windgeister, die Botschaft an die Asen und Vanen weiterzuleiten.

7. Der Abschwörende trennt sich von persönliche Gegenstände, die für Ihn die *abgelegte* Religion repräsentieren, um so symbolisch die Trennung zu verdeutlichen. Dies kann Durch verbrennen, eingraben oder versenken in einem Gewässer erfolgen.

8. Der *Neuheide* wird durch Umarmung oder Händeschütteln in der neuen Religion begrüßt und von den Teilnehmern beglückwünscht.

9. Opferung an die Götter zum Dank für Ihre Hilfe.

10. Beendung der Zeremonie.

* aus Klaus Düwel, Runenkunde:
Der Begriff *Gudija* bedeutet Priester. Er stammt aus dem altrunischen, bzw. der nordwestermanischen Sprache - genauer aus der Inschrift von Nordhuglo Südwestnorwegen. Das Wort ist ins 5. Jhdt. zu datieren.
Der Begriff wird von uns benutzt, da es zu dieser Zeit kaum einen sprachlichen Unterschied zwischen altrunisch und germanisch gab und uns keine germanische Übersetzung für das Wort Priester bekannt ist.
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** Es ist anscheinend geschichtlich nachgewiesen, daß daß zum Heidentum konvertierte Christen ebenfalls Jesus abschworen (Quellenangabe folgt)
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*** welche *Götter* oder Namen eingesetzt werden hängt von der Entscheidung der jeweiligen betroffenen Person ab
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