Archäologische Betrachtung von religiösen Plätzen
Es ist schwer eine religiöse Stätte im Allgemeinen zu beschreiben, da sich Unterschiede im Aufbau zeigen können. Diese ergeben sich aus dem Wandel der Zeit, der Bedeutung des Heiligtums und der verehrten Gottheit. Die religiösen Plätze finden sich meist in der Nähe von auffälligen Naturerscheinungen, wie besonders geformten Felsen, Bergen, Quellen, Flüssen, Seen, Bäumen und Wäldern. Im folgenden soll die allgemeine Konstruktion einer solchen Stätte beschrieben werden, auf Abweichungen wird nur kurz eingegangen.

Die Aufbauten der Kultplätze zur genannten Zeit bestanden meist aus verschiedenen Holzsorten, die sehr wahrscheinlich wiederum bestimmten Göttern zuzuordnen sind.
Meist war der religiöse Bereich eingefriedet, d.h. er wurde durch kreisförmig oder oval angeordnete Ruten umhegt. Wahrscheinlich wurden diese Ruten mit Schnur zu einem Ring miteinander verbunden (Abb.1).
Im Inneren der Einzäunung befand sich, nach der Himmelsrichtung ausgerichtet, meist ein rechteckiger Plaggenaltar (Abb.1).

Konstruktion:
Mehrere Stämme wurden nebeneinander horizontal in die Erde eingegraben. Diese wurden mit einem Pflechtwerk aus Ästen horizontal miteinander verbunden. Das Innere dieses Altars füllte man dann mit Erde bzw. Plaggen auf (Abb. 2).
Innerhalb oder außerhalb der Kultstätte, aber in der Nähe der Umfriedung fand sich eine Feuerstelle, die gelegentlich mit Steinen umrandet war. Wofür diese Feuerstelle diente, ist nicht gesichert. Folgende Erklärungen gelten aber als plausibel:
  • Da innerhalb der Anlage auch Fackelreste gefunden wurden, kann diese zum Anzünden der Fackeln gedient haben.
  • Im indogermanischen Bereich wird sehr häufig über die reinigende Wirkung des Feuers berichtet. So wäre es möglich, daß durch das Feuer auch hier die Kultteilnehmer gereinigt werden sollten.
  • Neben solchen Feuerplätzen fanden sich auch Geräte zur Feuerherstellung nach Methoden, die zu der behandelten Zeit nicht mehr üblich waren. So ist eine besondere Zeremonie zu erwarten, in der das Entfachen des Feuers eine besondere Rolle spielt.
  • Opfergaben wurden dem Feuer dargebracht. Für diesen Punkt sprechen in einem See geopferte Schwerter, die Brandspuren aufweisen.
  • Kultische Nahrungszubereitung


In der Nähe des Altars befand sich oft ein Holzidol einer Gottheit (Abb. 1). Männliche Götter waren meist durch einen einfachen, aber bearbeiteten Stamm, weibliche Gottheiten durch eine Astgabel dargestellt (Abb.3, 4).

Häufig wurde auch eine3-4m lange Stange in der Nähe des Altars gefunden. Sie wird in der Literatur gerne mit dem Weltenbaum verglichen. Dieser Baum hatte mehrere Bedeutungen in der Mythologie. Zum einen verband er die Erde mit den Welten der Götter, zum anderen diente er als Symbol des Kreislaufes der Natur (Geburt, Wachstum Tod, Wiedergeburt). Aus der Lage der Opferfunde läßt sich erkennen, daß sie am oberen Ende des Stammes angebracht wurden. Wahrscheinlich sollte so das Opfer näher zu den Göttern gebracht werden.
Höchst wahrscheinlich stammen von diesem Ritus auch die heutige Errichtung des Maibaumes und die damit verbundenen Bräuche ab.

So ergibt sich ein grobes Gesamtbild des Opferplatzes (Abb.5)

Abbildung 5
Rekonstruktion eines Kultplatzes im
Museum Oberdorla


Abbildung 1
1 Umfriedung
2. Plaggenaltar
3. Feuerstelle
4. Holzidol
5. Weltenbaum

Abbildung 2
Rekonstruktion eines Plaggenalters im Frei-
lichtmuseum Oberdorla



Abbildung 3
Rekonstruktion eines männlichen Pfahlidols
im Freilichtmuseum Oberdorla



Abbildung 4
Rekonstruktion eines Astgabelidols im
Museum Oberdorla

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